Cyberpunk 2077: Fazit zur gamescom 2019-Demo von Diego |
Datum: 25.08.2019
Autor:
diego
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Seit sage und schreibe 2012 warte ich nun schon auf dieses Spiel - lange Zeit ohne überhaupt zu wissen, worum es sich dabei genau handelt. Schließlich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal offen über The Witcher 3: Wild Hunt gesprochen worden, auch wenn die Entwicklung ein offenes Geheimnis war und alle Welt auf dessen erste Vorstellung wartete. Trotzdem existiert World of Cyberpunk nun schon seit dem 14.10.2012 und ist damit sogar einige Monate älter als die offizielle Ankündigung von The Witcher 3: Wild Hunt am 5. Februar 2013 durch Game Informer (wir berichteten hier und hier).
Lang ist's her...
Unser Community-Geschenk 2014!
— The-Witcher.de (@TheWitcherDE) August 13, 2014
Thx @witchergame for this awsome games#gamescom pic.twitter.com/xhbTnOy1XY
Nun ist es nicht so, dass ich seitdem nicht auch andere wundervolle Spiele gespielt habe, im Gegenteil. Aber seit der Enhanced Edition von The Witcher 1 besitzen die Entwickler von CD PROJEKT RED einen ganz besonderen Platz in meinem Gamerherzen, weil sie Spiele abliefern, die sich trauen anders zu sein und die eine ganz besondere "Spielemagie" enthalten. CDPR war beispielsweise einer der ersten Entwickler, der sich traute eine finstere mittelalterliche Fantasy-Welt mit allen menschlichen Abgründen zu zeigen und Themen wie Rassismus, politische Verfolgung, Kannibalismus ect. aufgriff, die andere Entwickler nicht mal mit der Kneifzange angefasst hätten. Seitdem ist viel Zeit ins Land gezogen und glücklicherweise ließ sich die Wartezeit auf Cyberpunk 2077 auch dank des hervorragenden The Witcher 3: Wild Hunt vorzüglich überbrücken. Gleichzeitg stiegen damit aber auch die Erwartungen an Cyberpunk 2077.
Als uns dann im letzten Jahr zur E3 2018 erstmals Gameplayszenen präsentiert wurden, kurz bevor nach langem Flehen der Community auch der breiten Öffentlichkeit die zuvor nur hinter verschossenen Türen gezeigte 48-minütige Gameplay-Demo zugänglich gemacht wurde, gab es kein Halten mehr. Spätestens jetzt war die ganze Welt im Cyberpunk-Fieber, das zur E3 2019 im Juli mit der Bekanntgabe vom Mitwirken Keanu Reeves als zweitwichtigsten Charakter im Spiel seinen vorzeitigen Höhepunkt erreichte.
Nun ist die gamescom 2019 vorbei, ihr habt sicher bereits alle unsere umfangreiche Zusammenfassung zur Presse-Demo gelesen, CDPR zeigte uns im Grunde die gleiche Demo, wie sie zuvor auf der diesjährigen E3 Pressevertretern gezeigt wurde und ich sage: Glückwunsch! Für mich haben sich die Entwickler im Vergleich zum letzten Jahr nämlich noch einmal gesteigert. Das hat verschiedene Gründe, wovon die Enthüllung Keanu Reeves als Johnny Silverhand nur einer von vielen ist. Die Atmosphäre beim Durchstreifen der Welt ist zum Schneiden dick, die Welt lebendig und gleichsam einladend wie bedrohlich, die musikalische Untermalung durch Haus- und Hof-Komponist Marcin Przybyłowicz und der schwedischen Hardcore-Punk-Band Refused als SAMURAI on point. Und die verschiedenen Radio-Sender wussten ebenfalls zu gefallen und sprühten förmlich vor Cyberpunk-Vibe.
Kern der diesjährigen Demo war, anders als im letzten Jahr, weniger die Spielwelt und die darin lebenden Charaktere, sondern die unterschiedlichen Arten das Spiel zu spielen und dennoch ans Ziel zu kommen. Die unterschiedlichen gezeigten Gameplay-Stile (Rambo-V und schleichender Netrunner V) unterschieden sich in ihrer Vorgehensweise deutlich voneinander und ließen die Möglichkeiten im finalen Spiel bereits erahnen.
Dass das Dialogsystem dynamischer auf äußere Einflüsse reagiert, "Environmental Takedowns" möglich sind und die Entwickler auch damals noch experimentelle Features wie das Übersetzungsimplantat implementiert haben, ist ebenfalls klasse und trägt zur Glaubwürdigkeit der Welt bei. Eines wenn nicht sogar mein liebstes seit vergangenem Jahr hinzugekommenes Feature ist jedoch die Möglichkeit auch still und leise vorgehen zu können. Ursrpünglich war diese Spielweise nämlich gar nicht vorgesehen - man musste alle Gegner ins Jenseits befördern. Eine nicht-tödliche Alternative fehlte und wurde erst nach dem Feedback der gamescom 2018 eingefügt. Sogar ein kompletter Spieldurchgang ohne einer Fliege etwas zur Leide zu tun, soll laut CDPR möglich sein, was mich als alten Fan von Stealh-Spielen natürlich ganz besonders freut, da dies immer auch zusätzlichen Nervenkitzel mit ins Spiel bringt.
Ganz besonders freut mich auch, dass unserem ersten Eindruck nach Cyberpunk 2077 eine exzellente deutsche Lokalisierung besitzen wird. Da hat das Lokalisierungsteam rund um Senior Localization Producer Mikolaj Szwed von CD PROJEKT RED ganze Arbeit geleistet. Der männliche V wird von einem äußerst bekannten deutschen Synchronsprecher vertont - mutmaßlich Tobias Müller oder Björn Schalla. Die weibliche V hingegen wird von einer nicht minder talentierten aber unbekannteren Sprecherin vertont. Beiden gemein ist jedoch, dass sie mir überaus gut zu den beiden Vs zu passen scheinen. Aber auch andere Stimmen wie die von Brigitte, Placide und natürlich der von Johnny Silverhand, der gar von Keanu Reeves deutschem Stammsprecher Benjamin Völz vertont wird, sind erstklassig besetzt. Einzig die deutsche Stimme von Sasquatch, der Anführerin der Animals, erschien uns unpassend besetzt, da die Stimme für eine Frau solch einer Statur viel zu hell und lieblich klang, während sie im Englischen so klingt, wie man es erwartet. Wie Mikolaj uns aber freundlicherweise bereits verraten hat, ist ihre Stimme noch nicht final, da ihr wahrscheinlich ein Post-Processing-Effekt in der gezeigten Demo gefehlt hat. So oder so möchten Mikolaj und sein Team aber sicherstellen, dass sie im finalen Spiel besser klingt, als in der uns gezeigten Demo.
Neben der sehr schicken Grafik, konnten mich auch die Animationen vollkommen überzeugen, da diese äußerst lebensecht wirken, was auch ein Verdienst von CD PROJEKT REDs eigenem Motion Capture-Studio sein dürfte. Nicht alle Animationen lassen sich aber im Motion Capture-Studio realisieren und so sind manche Animationen wie das Öffnen von verschlossenen Türen mit unserer Rambo-V vermutlich in Handarbeit entstanden, dabei aber sehr positiv im Gedächtnis geblieben. Danke, Miles Tost aka "Master Door". ;)
Zu kritisieren habe ich tatsächlich kaum etwas. Die Stimme von Sasquatch habe ich bereits angesprochen und bis auf das leichte Pop-in beim Fahren durch die Spielwelt mit unserem Motorrad, was selbstverständlich auch der frühen Version des Spiels geschuldet sein mag, habe ich lediglich Bedenken was den Pfad des schleichenden Netrunners angeht. Versteht mich nicht falsch. Ich liebe es, dass es diese Möglichkeit nun gibt, aber er wirkte während der Demo manchmal doch leicht übermächtig, wenn wir unsere Laser-Peitsche auspackten und damit wahlweise Feinde in zwei schnetzelten oder sie unmittelbar durch einen Hack ihres Bewusstseins ausschalten konnten. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass auch das bis zum Release noch besser ausbalanciert wird.
Bleibt festzuhalten: Hält das finale Spiel das, was die bisherigen Trailer und Demos versprechen, steht uns hier wahrlich ein weiterer Blockbuster vom Format eines The Witcher 3: Wild Hunt mit äußerst interessanter Prämisse durch den Unsterblichkeitschip mit Johnny Silverhands Bewusstsein und einer Geschichte mit (hoffentlich wieder) vielen Wendungen, denkwürdigen Quests und NPCs ins Haus.
Vielen Dank an CD PROJEKT RED für die Möglichkeit mir das Spiel anzusehen!